Alle Jahre wieder

Autorin: Kathrin
21.12.2013

Auch wenn Weihnachten und der ganze Rummel drum herum inzwischen leider sehr dem Kommerz verfallen ist, so sind die Tage um Heiligabend doch für viele Menschen sehr bedeutungsvoll. Bei uns Fliegern ist dieses Jahr der 19. Dezember besonders wichtig, der Tag der Revision der Weihnachtswoche vom 23.-29.12.2013. Unsere persönlichen Dienstpläne werden zwar für einen ganzen Monat veröffentlicht, aber leider immer im Wochenrhythmus revidiert, um auf Krankheitsfälle, Umlaufänderungen und neu dazu kommende Flüge flexibel reagieren zu können. Das bedeutet, alles was nicht durch Urlaub, Teilzeit oder beantragte Flüge festbetoniert ist, kann sich noch einmal ändern und damit alle Pläne zu den Feiertagen spontan über den Haufen werfen.

So ist das eben in der Dienstleistung, wenn andere feiern und die Zeit mit ihren Lieben verbringen, in trauter Idylle gemeinsam schlemmen oder den alljährlich wiederkehrenden Familienstreit vom Zaun brechen, dann sind wir unterwegs. ‚Standby’ am Heiligabend zu haben, ist wohl mit der undankbarste Dienst, den man sich als Flugbegleiter oder Pilot vorstellen kann. Zu mal man bis zu einer Stunde vor Abflug noch nicht weiß, ob die Reise nur einmal kurz innerdeutsch um den Kirchturm herum geht, oder einen doch zu einer einwöchigen Rundreise durch Arabien und Asien verdonnert. Da nützt der Festtagsbraten auch in einer gut gekühlten Tupperdose dann leider nichts mehr.

Mein erstes Jahr Weihnachten in der Fliegerei habe ich damals in Colombo auf Sri Lanka verbracht. Der Kapitän lud auf Firmenkosten zum drei Gänge Menü. Ich war die Jüngste in der Crew, saß etwas verloren am Ende der langen Tafel und wurde in der Konversation von den meisten übersehen. Es war zu heiß und zu schwül und trotz üppiger, bunter Deko wollte so rein gar kein Weihnachtsgefühl aufkommen. Da wurde abends auf dem Zimmer schon das eine oder andere sehnsuchtsvolle Tränchen in Selbstmitleid verdrückt, in Gedanken an die Lieben daheim.

Mein nächstes Fest feierte ich in Bangor/Maine. Dort war es immerhin winterlich kalt und bei gut einem Meter Schnee gab es eine prachtvolle weiße Weihnacht. Immerhin, so etwas gibt es in NRW ja doch recht selten.

Ich weiß nicht mehr, wie viele Weihnachten und Sylvester ich irgendwo auf dem Globus verbracht habe. Einige davon waren anstrengend und frustrierend, die meisten jedoch fröhlich und ausgelassen, schließlich muss man diese Feste feiern, wie sie fallen, mit einer bunt zusammen gewürfelten Crew, von der jeder einzelne wahrscheinlich genauso gern zu Hause gewesen wären, wie man selbst. Das lernt man mit der Zeit. Und das sich Feiertage anders gestalten, als man gerne hätte, ist ja nicht nur in der Fliegerei so, sondern auch bei vielen anderen Berufen – in der Hotellerie, den Krankenhäusern, den Feuer- und Polizeiwachen, und in all den anderen Jobs, die rund um die Uhr besetzt und für die Bereitschaften geschoben werden müssen.

Dieses Jahr habe ich Urlaub, so dass ich mit meiner Familie zusammen sein kann. Ich weiß das zu schätzen, da es nicht selbstverständlich ist. Vielleicht liegt dort, jenseits von Rummel und Kommerz, weit ab von ‚Jingle Bells’, Festtagsbraten und Geschenkebergen der Sinn der Weihnacht – auch für kleine Dinge dankbar zu sein.

Ich wünsche Euch allen einen schönen vierten Advent, ein friedliches und fröhliches Fest und ein paar ruhige Tage – egal wo in der Welt Ihr auch seid!

Mit besinnlichen Grüßen,
Eure Jenny Jetstream