Ansagenflut

Autorin: Kathrin
17.03.2013

Ich finde Ansagen im Flugzeug einfach nervig. Es mag ja sein, dass gesetzliche Bestimmungen uns verpflichten, die Passagiere auf das eine oder andere hinzuweisen. Aber muss ich in der Begrüßungsansage neben dem Vielflieger Programm auch noch vom Rauchverbot und der Benutzung von elektronischen Geräten erzählen, wenn nur wenig später der virtuelle Kollege im Film noch einmal das komplette Programm abspult? Muss ich wirklich per Ansage darauf hinweisen, dass Passagieransammlungen vor den Toiletten und in den Gängen nicht erlaubt sind und Fleisch, Obst und Gemüse nicht in die USA eingeführt werden dürfen? Dass wir jetzt gleich die Einreisekarten austeilen, mit dem Bordverkauf oder dem Service beginnen? Ob mir irgendeiner an Bord zuhört, wenn ich nach der Landung die Ortszeit nenne, einen Mietwagen fröhlich anpreise oder höflich zur Eile bei Anschlussflügen bitte? Ich bezweifle es. Bestes Beispiel ist doch: „Bitte bleiben Sie solange angeschnallt sitzen bis… „ klick klick klick … Oder: „Wir dunkeln jetzt das Licht in der Kabine zum Start ab, die Leselampe finden Sie…“ bing bing bing … Nein, das war leider der falsche Knopf.

Ansagen sind entweder zu laut oder zu leise oder sie kommen im falschen Moment. Am liebsten sind mir spontane, detaillierte Positionsangaben aus dem Cockpit inklusive Kurzeinweisung in den technischen Aufbau und die spezifischen Flugeigenschaften der Maschine, das Ganze in sonorem, leicht nuschelnden Bariton – vorzugsweise dann, wenn die Gäste gerade eingeschlafen sind und eigentlich ihre Ruhe haben wollen.

Ungünstig finde ich auch die vorgeschriebene Ansagen-Flut bei sehr frühen Flügen innerhalb Europas: Die Gäste sind mitten in der Nacht aufgestanden und sinken, endlich an Bord, erschöpft in den Sitzen zusammen. Zuerst tönt „boarding completed“ durch die Kabine, dann begrüßt der Kapitän persönlich seine Schäfchen, wenig später der Purser im Namen aller Kollegen in der Kabine und im Anschluss schallt das Safety-Video durch die Reihen. Kaum hat der Flieger abgehoben, wird der Gast per Ansage ermahnt, doch bitte angeschnallt sitzen zu bleiben, als Kompensation dafür wird umgehend darüber informiert, dass bald mit dem Service begonnen wird, es heiße Sonderessen zu bestellen gibt und so und soviel freundliche Flugbegleiter sich heute um Wohl und Sicherheit an Bord bemühen. Kaum sind die Anschnallzeichen aus, werden Kopfhörer angepriesen und per Werbefilm über PA noch einmal die Omeletts, Rühreier etc. optisch und akustisch in Szene gesetzt.

Wundert sich da noch jemand über schlecht gelaunte Passagiere? Ich nicht. In meinen Augen wäre hier weniger viel mehr. Man könnte die Gäste auch mittels Informationszettel im Ticket über ihre Möglichkeiten an Bord aufklären und dafür den Großteil der Ansagen ersatzlos streichen. Das würde einerseits viel mehr Ruhe in die Kabine bringen und andererseits auch noch viel Zeit sparen, die man für etwas sinnvolles nutzen könnte. Zum Beispiel für ein paar persönliche Worte mit dem Gast.