Asiana Flug 214

Autorin: Kathrin
11.07.2013

In den letzten Tagen gingen zahlreiche Meldungen durch die Presse zum Unfall des Fluges Asiana 214 in San Franzisco. 307 Menschen waren an Bord, 305 überlebten die Bruchlandung, die meisten fast unversehrt – und das obwohl einige der Passagiere bei der Evakuierung über die Notrutschen sogar noch die Gelegenheit fanden, persönliches Handgepäck und Duty-Free-Tüten aus dem brennenden Flugzeug zu retten, unfassbar.

Die Flugbegleiter des Asiana Fluges 214 wurden als Helden gefeiert und das zu Recht! Allein ihrem besonnenen, tatkräftigen Einsatz ist es zu verdanken, dass aus dem Unglück keine Katastrophe wurde. Schilderungen der Flugbegleiterinnen zufolge hatten sie überhaupt nicht nachgedacht, sondern automatisch gehandelt und das trotz eigener, teilweiser schwerer Verletzungen. Die Entscheidungszeitspanne zwischen normaler Landung und Crash betrug ganze 1 ½ Sekunden. Zwei der Notrutschen bliesen sich im Flugzeug auf, anstatt als Notausstieg zu helfen. Hier waren die Ausgänge blockiert und mit Notäxten musste den Rutschen der Garaus gemacht werden, um Erstickungstod bei den darunter gefangenen Menschen zu verhindern. Feuer wurde sofort bekämpft, ohne die eigene Verletzungsgefahr zu beachten, die Evakuierung über die noch funktionsfähigen Notrutschen wurde sofort eingeleitet, ja sogar im offen brennenden Flugzeug wurde von der Besatzung noch nach Überleben gesucht, bis schwarzer, giftiger Rauch auch das letzte Crewmitglied aus dem Wrack zwang.

Chapeau!

Ich würde mir wünschen, dass nicht nur von Berichterstattern – zweifelsfrei verdiente – Lobeshymnen auf diese fantastisch agierende Crew gesungen werden, sondern dass sich jeder zukünftige Passagier einmal persönliche Gedanken zu diesem Event macht. Ich hatte selbst schon einen Brand während des Fluges an Bord, der zu einer kaum vorbereiteten Notlandung wegen Zeitmangel führte und weiß daher aus Erfahrung, dass einstudierte Verhaltensregeln im Notfall blind abrufbar sind. Zumindest bei den meisten von uns. Das ist einerseits sehr beruhigend, umso mehr ärgere ich mich tagtäglich über die ach so lässigen Vielflieger, die sich lieber mit der Zeitung beschäftigen, als sich vielleicht doch einmal den Sicherheitsfilm anzusehen. Wo ist der nächste Ausgang? Vielleicht auch hinter Ihnen? Was ist, wenn dieser gar nicht benutzbar ist? Warum müssen zu Start und Landung die Fensterblenden offen sein? Warum ist die sperrige Handtasche oder das Laptop auf dem Schoss im Falle einer Evakuierung hinderlich? Wie kommen Sie denn im Dunkeln aus dieser Kiste raus? Oder wenn ein Wald voller baumelnder Sauerstoffmasken und dichter Rauch Ihnen die Sicht versperren?

Die Fotos aus dem Inneren der Asiana Maschine sprechen Bände. Sie illustrieren erschreckend krass, wie wichtig es ist, sich doch einmal weniger mit der aktuellen Tagespresse und einmal mehr mit den Safety-Instructions an Bord zu beschäftigen. Auch wenn Sie als Gast immer nur zwischen Hamburg und München hin und her fliegen und auf dieser Strecke sowieso nie etwas passiert. Auch wenn Fliegen die sicherste Art und Weise ist zu reisen – erwischen kann es jeden von uns und überall. Spätestens dann wird Ihnen der Unterschied zwischen „fliegendem Keller“ und Flugbegleiter klar werden. Jemand, der nicht nur sympathisch lächelt und voller Empathie für alle Wehwehchen lauwarmen Kaffee ausschenkt, sondern im Notfall tatkräftig alle Mittel in Bewegung setzt, um Ihren Arsch zu retten.