Lesung im Januar

Autorin: Kathrin
18.01.2015

Vor ein paar Tagen hatte ich eine Lesung im Nachbardorf, bei den Landfrauen.
Von langer Hand geplant – die Anfrage erreichte mich irgendwann im Sommer 2014, nun sollte es endlich soweit sein.
Das Motto der Veranstaltung war: „Willkommen an Bord, mit uns heben Sie ab!“
Da passt doch eine schreibende Stewardess als Entertainer ganz gut dazu?

Wir wurden uns recht schnell einig über die Dauer und die Themen der Darbietung, dennoch beherrschte mich ein leises Kribbeln. Wie immer, wenn es auf die Bühne ging. Für mich ist es egal, ob ich vor zehn Leuten lese, vor 300 Zuhörern referiere oder vor einem Millionenpublikum. Klingt großspurig? Mag sein. Nach Auftritten im Frühstücksfernsehen von SAT1 und auf dem roten Sofa vom NDR dachte ich eigentlich, mich kann nichts mehr schocken. Wahrscheinlich ist das auch so, aber trotzdem bleibt da immer diese unbefriedigte Neugierde: Was wird heute Abend passieren?

Eingeladen waren 145 Damen von 25 bis 75 – ich hoffe, ich habe niemanden falsch geschätzt. Ich wurde durch die Vorsitzende vor der Veranstaltung herzlich willkommen geheißen, der Rest hat mich eher befremdlich, dennoch freundlich beäugt. Trotzdem sich die Gastgeberinnen sich in Schale geschmissen hatten – selbstgenähte Schiffchen in kornblumenblau, fesche Halstücher und eine „Uniform“, weiße Bluse und schwarze Hose/Rock, war ich in meinem blauen Kostüm der Exot –und die einzige Frau, die an diesem Abend Lippenstift trug. Ich hatte auf Grund des widrigen Wetters kurz überlegt, ob ich die Pumps kurz gegen wildlederne Stiefel tauschen sollte, war mir dann aber nicht schlüssig und endschied mich für die klassische Variante. Als ich dann die Frau Bürgermeisterin sah, ganz in schwarz, mit knallroten Lacklederstiefeln, habe ich kurzfristig gedacht, ich wäre nicht mutig genug gewesen. Egal.

Ich wartete geduldig ab, die Vorstellung, den Jahresbericht, die Zusammenfassung, den Kassenbericht … endlich durfte ich nach einem kurzen Imbiss anfangen zu lesen.
Mit einem Handmikrophon, was ein Stückweit schwierig ist, da ein Finger auf der Zeile bleiben sollte, um den Blick auch mal ins Publikum schweifen lassen zu können.
Es gelang mir so leidlich.

Auf Grund des straffen Zeitprogrammes musste ich auch so einiges am Programm umstricken – schließlich hatten wir ein straffes Zeitprogramm und um 22.30 h musste das Pfarrheim aufgeräumt verlassen werden. Ich begann zu lesen. Geschichten aus dem Flieger. Der eine oder andere Lacher erscholl. Einige andere grinsten.

Es dauerte ein wenig, bis wir miteinander warm wurden, aber schon nach den ersten zehn Minuten war das Eis gebrochen. Obwohl wir aus zwei völlig verschiedenen Welten kamen – ich, die fliegende Stewardess, die auf einem Bauernhof wohnte und meine Zuhörerinnen – die Landfrauen, verschmolzen wir mit den Geschichten aus meinem Universum Flugzeug zu einer gemeinsamen Besatzung. Ich hab die Frauen abgeholt, mitgerissen, amüsiert, konfrontiert, auflaufen lassen, angesteckt, eingepackt – genau so, wie das an Bord jeden Tag passiert.

Und das war großartig. Zwei Stunden, mit Pausen, zwei Universen, die aufeinander knallten. Ich habe es sehr genossen. Die Lacher haben mir am besten gefallen, obwohl ich auch die mitfühlenden und besorgten Gesichter gefallen. Aber die Lacher sind die besten. Es zeigt mir, dass Menschen geboren sind, um Geschichten zu erzählen. Geschichten, aus ihrem ganz eigenen Universum. Und genau so werde ich weiter machen. 🙂

2 Kommentare zu “Lesung im Januar”

  1. Andreas Gellert schrieb:

    Liebe Frau Leineweber,
    Bitte machen Sie weiter.
    Meine Frau FB beim Kranich macht zur Zeit Babypause mit unseren Zwillingen. Per Zufall fand ich ihr Buch „Tür zu,es zieht“ und habe es ihr zu Weihnachten geschenkt, denn sie vermisst die Fliegerei stark. Da sie beim Lesen im Bett diverse Lachanfälle bekam und oft sagte „Genauso habe ich es auch immer erlebt, habe ich es auch gelesen und auch ich habe oft herzhaft gelacht. Ich habe nur indirekt mit der Fliegerei zu tun, aber auch die Büroarbeiten sind wichtig.
    Mit freundlichen Grüßen
    Andreas Gellert

  2. Kathrin schrieb:

    Lieber Herr Gellert,

    vielen Dank für Ihre nette Nachricht. Ich mache ganz sicher weiter. 🙂
    Nach „Tür zu, es zieht!“ ist im November 2014 „Zeitzonenkater“ erschienen, hier im Happy-Airways Verlag. Vielleicht spendieren Sie ihrer Gattin damit noch den einen oder anderen Lachanfall? Teil II ist für den Sommer 2015 geplant und davor gibt es noch Jenny Jetstream als Buch. Sie sehen, ich tu alles, um Ihre Frau bei Laune zu halten. 🙂 Vielleicht ist für Sie dann ja auch wieder etwas dabei?

    Danke für die nette Nachricht und herzliche Grüße!
    Kathrin Leineweber