Sylvester im Flieger

Autorin: Kathrin
31.12.2013

Sylvester naht mit großen Schritten. Die Geschenke sind alle ausgepackt, einige vielleicht sogar schon umgetauscht, der Weihnachtsbraten ist verdaut und die Küche rüstet zum letzten Großkampftag des Jahres. Wer will und kann trifft sich mit Freunden oder besucht eine Party, oder lässt vielleicht nur im Geheimen das vergangene Jahr Revue passieren.

Wo ist nur die Zeit hin? Dieses Jahr ist wieder nahezu komplett an mir vorbeigeflogen. Liegt das am Job? Ich habe das Gefühl, je älter ich werde, desto schneller rast die Zeit an mir vorbei. Kaum habe ich das Lametta aus dem Baum gepuhlt und die Kisten mit den Engeln in den Keller geschleppt, schon ist es wieder Zeit die Adventsdeko aufzustellen. Zack – schon wieder ein Jahr vorbei. Wo bitte ist die Zeit dazwischen geblieben? Kaum sind die Lebkuchen aus den Regalen verschwunden, nisten sich dort kecke Osterhasen ein und wenig später verschwindet Mon Cherie in die Sommerpause. Unglaublich! Wenn in Deutschland das Wetter schön ist, bin ich irgendwo auf einem ‚Layover’, schwitze in Asien, Afrika oder in der Karibik und darf die freien Tage dann im Regen daheim genießen oder versuchen, den in meiner Abwesenheit vertrockneten Garten zu reanimieren. Zumindest kommt es mir so vor. Ein Monat jagt den anderen, und schwupp habe ich wieder einen Jahresring mehr auf der Hüfte.

2014 steht vor der Tür – ich kann mich noch gut an den Jahrtausendwechsel erinnern. War der nicht grad vorgestern? Vielleicht liegt es an all den Eindrücken, den Erlebnissen und dem täglichen, neuen zwischenmenschlichen Austausch, dass die Zeit an mir so schnell vorbeihuscht. Jeder Tag ist eine neue Herausforderung, egal, ob es die vier pubertierenden Wundertüten daheim sind, oder 387 Könige an Bord, die gerne professionell betüddelt werden möchten. Wir leben heutzutage schnell – ein flotter Telefonanruf macht es möglich, ein bisschen Skypen hier, ein Hüpfer durchs Internet da. Die Welt schrumpft zusammen. Heute wartet niemand mehr wochen- oder gar monatelang auf ein Lebenszeichen per Post oder gar per Brieftaube, heutzutage beantwortet man Emails im Minuten Takt. Flitzt vielleicht deshalb die Zeit an uns vorbei, weil wir glauben, in dieser Hetze bestehen zu müssen?

Sylvester ist für mich ein Tag, um über das vergangene Jahr nachzudenken und Pläne für die Zukunft zu schmieden. Das ist nicht immer einfach. Ich kann mich erinnern, als ich Sylvester Standby hatte und um 18 Uhr von Düsseldorf nach Berlin geschickt worden bin, um am Neujahrsmorgen dort einen A 330 nach Nürnberg zu begleiten, ein sagenhafter Flugauftrag. Der Landeanflug auf die Hauptstadt war spektakulär, die Berliner ballerten bereits am frühen Abend fröhlich hunderte bunte Raketen und blitzende Böller in den schwarzen Nachthimmel, so dass es aus der Vogelperspektive ein wahrer Augenschmaus war. Mit dem Schlafen vor dem Flug war es etwas schwierig, die Knallerei steigerte sich bis Mitternacht um ein vielfaches und hörte auch die nächsten Stunden danach nicht auf. Zum Glück klingelte um 3 Uhr mein Wecker und erlöste mich von dem fehlgeschlagenen Versuch schlafen zu wollen. Als ich eine Stunde später ziemlich zerknittert in Uniform durch die Lobby stiefelte, an noch feiernden oder schon verausgabten Hotelgästen vorbei, dachte ich mir – was hast Du nur für einen verrückten Job!
Trotzdem möchte ich ihn nicht missen.

Man kann ja das „Revue passieren lassen“ auch auf den 2. Januar verschieben, mit den guten Vorsätzen gleich dazu. Nur zu weit schieben sollte man sie nicht, damit sie nicht gänzlich außer acht geraten! 😉

Alles Gute für das neue Jahr wünscht Euch von Herzen,
Jenny Jetstream