Telefonieren an Bord

Autorin: Kathrin
13.12.2013

Zu Start und Landung schalten Sie bitte alle elektronischen Geräte komplett aus …

Kaum einer Ansage wird so wenig Beachtung geschenkt, wie obiger Bitte. Sich von seinem besten und unersetzlichen Freund zu trennen, und sei es auch nur temporär, scheint noch unmöglicher, als die lästige Aufforderung, sich anzuschnallen. Der Sinn von letzterem wird ja wenigstens erkannt. Aber wozu das Handy ausschalten? Eine Garantie, dass alle Mobilfunktelefone an Bord im Off-Modus sind, gibt es sowieso nicht, denn selbst wenn die dienstbeflissene Stewardess sich neben den Passagier stellt und wartet, bis der ‚Übeltäter’ sein Telefon komplett deaktiviert hat, wird dieser es nach dem Kabinencheck wieder anstellen – wenn es denn etwas dringendes ist. Und das ist es ja meistens. Gerne werden wir auch in Diskussionen verwickelt: „Ich kenne aber meine Pin nicht, ich schalte es nie aus“, oder „Ständiges Ausschalten schadet dem Akku!“ und – meist bei älteren Herrschaften – „Ich weiß gar nicht, wie das aus geht.“ Belohnt wird ein nicht ausgeknipstes Handy mit einem leer gedudeltem Akku, da es während der gesamten Fluges verzweifelt versucht, ein Netz zu finden. Vielfliegern passiert das natürlich nicht, sie stellen ihre Klingelkiste einfach auf ‚Flugmodus’. Aber so war es ja eigentlich nicht gedacht.

Auch an E-Bookreader- und MP3-Nutzern ist die Bitte nach dem Ausschalten der Geräte zu Start und Landung zum größten Teil vorbei gegangen – sie haben ihre elektronischen Unterhaltungselemente noch nie als ebensolche wahrgenommen. Ein ‚elektronisches Gerät’, was ist das eigentlich? Ein Fön? Ein Reisebügeleisen oder ein Handstaubsauger? So ein kleiner MP3 Player kann doch so ein großes Flugzeug nicht stören? Oder etwa doch? Zum Glück für beide Seiten hat man nun erkannt, dass Geräte im Flugmodus mit dem Betreiben des Fluggerätes nicht intervenieren und die neuen Richtlinien der EASA erlauben nun die in Inbetriebnahme von Smartphone, Tablett, Laptop und Co während der Start und Landephase. Allerdings ohne Sendefunktion, das heißt SMS versenden, Surfen im Internet und Telefonieren bleiben weiterhin verboten.

Jenseits des großen Teiches ist man da schon ein ganzes Stück weiter, die US Telekomaufsicht FCC möchte den Fluggästen das Telefonieren wenigstens im Reiseflug gestatten. Wann immer dieser Trend zu uns herüber schwappt – ich freue mich jetzt schon drauf. Nun können wir die indirekte Kommunikation der Passagiere untereinander um einen neuen Aspekt bereichern. In Zukunft heißt es dann wohl nicht mehr: „Sagen Sie dem, er soll sofort die Lehne gerade stellen!“ oder „Das ist meine Armlehne – die gehört zumeinem Sitz. Würden Sie das bitte mal erklären!“ und „Bitte wecken Sie den Herrn neben mir, er schnarcht unerträglich laut!“ auch noch „Können Sie mal den Dauerquassler neben mir abstellen? Das nervt total!“

Da kann man nur hoffen, dass die Kosten für Gespräche aus 10.000 Metern Höhe so teuer werden, das es eine Überlegung wert ist, mal eben bei Mutti anzurufen und kund zu tun: „Wir landen in einer Stunde, setz doch schon mal das Gulasch auf …“

Wie konnten wir bloß ohne Mobilfunktelefone groß werden…?

Es grüßt Euch grübelnd,
Jenny Jetstream