Was der Gast an Bord alles so braucht

Autorin: Kathrin
23.03.2013
fluggast

Auf meinem letzten Nachtflug von Barbados nach Düsseldorf sprach mich eine Dame in Reihe 16 an, wann ich denn endlich mal Hustenbonbons an alle verteilen würde, bei dieser lautstarken Husterei der um sie herum sitzenden Gäste könne sie so kein Auge zutun! Ob mir das noch gar nicht aufgefallen sei? Tatsächlich hatte ein Großteil der knapp 300 Passagiere an Bord mit Erkältungs- Symptomen zu kämpfen – wie mir berichtet wurde, ließen sich leider auf der gerade verbrachten Kreuzfahrt durch die Karibik die Klimaanlagen in sämtlichen Schiffskabinen nicht angemessen regeln. Ich drückte freundliches Bedauern aus und bot ihr ein Paar Ohrstöpsel an, denn als Bonbons hatte ich nur Modell „Multivitamin“ im Angebot und meine privaten Fishermen’s Friends würden bei der Zahl der hustenden Gäste nicht weit reichen.

Es ist schon spannend, was die Gäste manchmal denken, welch mannigfaltiges Sortiment so mit uns um den Globus fliegt. Kugelschreiber, Schlafbrillen, Zahnpasta, Babywindeln, Nähzeug, Briefpapier, die Visitenkarte mit der Anschrift des Kundenservices, trockenen Zwieback oder ein Bonbon zum Druckausgleich gehören zweifelsfrei zur Standardausrüstung. Bei einem Stadtplan von Paris, Wien, Los Angeles oder New York wird es schon schwieriger und leider wissen wir auch nicht, wann und auf welchem Gleis der Zug nach Kaltenkirchen am Hamburger Hauptbahnhof abfährt. Einen Fahrplan der deutschen Bahn haben wir aber selbstverständlich an Bord!

Bei der Verpflegung der Passagiere stoßen wir leider oft an unsere Grenzen. Dem hungrigen Veganer kann man mal spontan mit der Obstplatte der Crew aushelfen. Beim Fruktarier – so erlebt auf dem letzten Flug nach L.A. – der einerseits nichts ungekochtes und nur wahre Geschenke der Natur verzehrt, gegen Äpfel, Bananen und Birnen aber leider auch noch allergisch ist, gestaltete sich die Fürsorge schon schwieriger. Da gab es dann leider Erdnüsse pur mit schicker Serviette.

Unsere Medikamentenauswahl ist vielfältig und allerbest, enthält aber leider weder besagte Hustenbonbons für die Allgemeinheit noch Thrombosespritzen für die Gäste, die lediglich den Mittelplatz in der Eco und kein Upgrade in die Business bekommen haben und nun gerne vorbeugen möchten. Spezielle Reinigungsflüssigkeiten für Kontaktlinsen und Zahnspangen oder Kukident gehören leider ebenfalls nicht dazu und wir können auch nicht mal eben in den Frachtraum krabbeln, weil im Koffer die Minipille vergessen worden ist, die vor fünf Stunden längst fällig war. Hoffentlich geht das bloß gut! Unser Sortiment an Hygieneartikeln beschränkt sich auf Seife, Kleenex, Desinfektionsmittel und Papierhandtücher – bei Tampons, Slipeinlagen und Kondomen müssen wir leider passen. Letzteres braucht man nicht an Bord? Der spontane Wunsch, dem legendären aber gar nicht existierenden „MileHighClub“ beizutreten, hat in den vergangenen Jahren immerhin drei Gäste mal diskret bei mir danach anfragen lassen …

Beim Wunsch nach Fön und Bügeleisen für ruinierte oder zerknitterte Reisegarderobe können wir leider ebenso nur freundlich mit den Schultern zucken, wie bei einem Ersatz-T-Shirt für mit bereits verspeister Nahrung verunreinigte Klamotten. Leider fehlen uns auch Pümpel und Toilettenbürste, dafür haben wir ein erlesenes Bordwerkzeugsortiment im Cockpit; vom filigranen Minischraubendreher, mit dem wir zum Beispiel hervorragend lose Brillenbügel wieder festschrauben können, bis zur großen Rohrzange ist alles dabei. Wozu man die an Bord so braucht? Zum Beispiel um energisch eine Dose „wilde Orchidee“ dem gierigen Schlund der Toilette zu entreißen, weil beim Start der Klodeckel nicht geschlossen war, diese dort hineinfiel, der erste Toilettenbenutzer es „nicht gemerkt hat“, dass er auf ein Raumspray pinkelte und danach fröhlich abzog.

So gesehen, sind wir doch gar nicht sooo schlecht ausgerüstet … 😉