Weihnachtseinkäufe

Autorin: Kathrin
21.12.2014

Wenn ich so meinem Kollegen- und Bekanntenkreis Glauben schenken darf, dann ist alle Welt gerade mit intensiven Weihnachtseinkäufen beschäftigt. Besonders gerne erledigt man so etwas natürlich auf der Langstrecke, wenn einem lästige heimische Pflichten auf Grund der Distanz nicht ereilen können und endlich hat man einen plausiblen Grund, dem allgemeinen Shoppingwahn im Ausland zu erliegen. „ X-mas shopping in Miami, Abu Dhabi, Paris!“ tönt es überall in den sozialen Medien und man postet, erschöpft aber glücklich, die vielen, bunten Tüten mit seiner Beute im Netz. Aber der ultimative Knaller ist natürlich „X-mas shopping“ in New York!

Wie der Teufel es wollte, gewann ich letzte Woche einen New York Flug. Da es sich nur um eine Nacht Aufenthalt handelte, musste die Zeit natürlich geschickt verplant werden, zudem machen an einem Sonntag die meisten Geschäfte in den USA erst um 11 Uhr auf. (Immerhin, in Deutschland wäre das Einkaufen am Ruhetag dann wohl komplett ausgefallen.)

Die weihnachtliche Beleuchtung war schön, keine Frage, bei drei Grad über Null waren Winterklamotten die adäquate Garderobe, es fehlte allein der Schnee. Den hatten die New Yorker in den letzten Wochen ja schon reichlich, ich hätte dennoch ein paar tanzende Schneeflocken ganz schön gefunden, so als naturalistische Untermalung von Jingle Bells und Co, die aus den Geschäften in den unterschiedlichsten Lautstärken und Rhythmen wirr um die Wette schallten.

Die Stadt war voll, um nicht zu sagen völlig überlaufen. Zu den einheimischen New Yorkern, die ohnehin immer in Eile zu sein scheinen, gesellten sich tausende Touristen, die die Geschäfte fluteten. In einigen ging gar nichts mehr, bei Pandora, Abercrombie und Hollister standen lange Warteschlangen auf der Straße, hier wurden die Kaufwilligen erst einmal ausgiebig auf ihre Geduld überprüft. Getestet wurden aber auch die Sinne der herumschlendernden Kaufinteressenten: millionenfache Angebote hier und da: Buy 2, get 3 free! Probiere mal dies, koste mal das! Möchten Sie unserem Club beitreten? Suchen Sie noch das perfekte Geschenk? Darf ich Ihnen das mal zeigen? Hallo, mein Name ist Holly und wenn Du Fragen hast, bitte jederzeit gerne!

Nach zehn Minuten war ich kurz davor mir ein Pappschild zu basteln und um den Hals zu hängen: „Don’t talk to me!“
Nach weiteren zehn Minuten möchte ich den Text ergänzen: „Don’t touch me!“

Es ist unglaublich, wie der Kommerz hier zuschlägt. Mir kamen Menschen mit Elchgeweihen auf dem Kopf entgegen, mit Weihnachtsmannbärten und mit rotweißen, blinkenden Bommelmützen. In jedem Geschäft roch es weihnachtlich, mal nach Lebkuchen, mal nach Vanille, Zimt, Anis oder selbstgebackenen Plätzchen. Weihnachtsduft aus der praktischen Dose machte es möglich. Auf Wunsch meiner Tochter kaufte ich in einem bekannten Unterwäschegeschäft einen Damenduft, der auf dem deutschen Markt nicht erhältlich ist und wurde schier erschlagen von so viel Glitzer, Pomp und Rosa-Lila-Glitter-Flash.

Ist es das, was Weihnachten ausmacht? Ich sehnte mich augenblicklich zurück auf’s Land. Weg von dem Kommerz, dem Krach, dem Sinne flutenden „Oh, Du fröhliche“. Ich gebe zu, ich shoppe auch gerne, aber in diesem Overkill reizte mich so gar nichts. Es war einfach alles zu viel.

Vielleicht sollten wir uns mal wieder auf das Wesentliche konzentrieren. Das wertvollste kann man sowieso nicht kaufen, weder in New York noch sonst wo auf diesem Planeten: Gesundheit und Zeit.

In diesem Sinne wünsche ich Euch friedliche, besinnliche Feiertage – wo immer Ihr auch seid – und viel Glück und Gesundheit für das neue Jahr 2015!

1 Kommentar zu “Weihnachtseinkäufe”

  1. Astrid schrieb:

    Hallo Kathrin,

    Wie wahr, wie wahr. Die meisten wissen doch gar nicht mehr warum wir eigentlich Weihnachten feiern. Wenn ich an Weihnachten in meiner Kindheit denke, dann denke ich an Plätzchen backen, Weihnachtsbaum schmücken mit Lametta und natürlich an den selbstgemachten Adventskalender.

    Mein Sohn hat dank seiner Patentante auch einen selbstgemachten Adventskalender, denn sie bis auf dieses Jahr immer gefüllt hat. Aus Zeitmangel fiel das dieses Jahr aus und es gab von ihr einen Magisch Adventskalender. Als sie mir das sagte, wusste ich schon die Reaktion meines Juniors und ich sollte Recht behalten. Es gibt halt nichts Schöneres als einen selbstgemachten und selbst gefüllten Adventskalender. Ich hätte es mir einfach machen können, zwei Tüten Schokobons und der Kalender wäre gefüllt. Aber das wäre einfallslos und ich mag es nicht, weil es eh in der Adventszeit genug Süßes gibt. So habe ich mit ihm ausgemacht, dass ich den Adventskalender pöh a pöh fülle. Der Dank und Lob kam am 10. Tag: Mama, die meisten Kinder bekommen nur einen Schokoladenadventskalender und noch nicht mal selbstgemacht. Aber ich habe einen selbstgemachten Adventskalender und bekomme Jacke, Schuhe, Uhr, Geldbörse und Tassen. (Danke Ebay und Tedi 😉 ) Ich habe nun mal die beste Mama der Welt. 

    Morgen wird der Weihnachtsbaum geschmückt. Nicht mit schrill, farbigen Kugeln oder Kugeln die aussehen wie Muffins, sondern traditionell mit div. selbstgemachten Sternen, selbstgemachten Filzanhänger und Glaskugeln. Auf Christbaumkerzen verzichte ich lieber und greife auf elektrischen Kerzen zurück. Da ich schon mal erlebt habe wie gut ein ausgetrockneter Baum brennen kann. Ja, Weihnachten ist mehr als nur die klingende Registrierkasse im Kaufhaus.

    In diesem Sinne wünsche ich dir ein friedliches, besinnliche Weihnachtsfest und viel Erfolg mit deinen Büchern und bei allem was auf dich zukommt eine starke Gesundheit. 

    Liebe Grüße,
    Astrid