Ach ja, die Uniform…

Autorin: Kathrin
19.01.2014

Ich habe mich damals als Stewardess bei diversen Airlines beworben, weil ich scharf auf eine Pill-Box war. So ein kleines, fesches Hütchen, schief ins Gesicht gezogen entsprach meiner persönlichen Vorstellung als Tüpfelchen auf dem i einer Uniform. Im Hotel trug ich weiße Bluse mit schwarzem Rock und weißer Serviceschürze – eher langweilig und trist. Eine Pill-Box in Kombination mit einem schicken Kostüm würde mich fesch und sexy machen – so stellte ich mir das wenigstens in jungen Jahren vor.

Die Airline, die mich dann einstellte, hatte leider keine derartige Kopfbedeckung im Programm, schade. Trotzdem habe ich mich auf meine Uniform sehr gefreut. Sie trug nach außen, wie ich mich innen fühlte – eine stolzer Teil einer großartigen Sache zu sein. Die Uniform – damals ein Designer Teil von Willi Bogner in Luftfahrtblau, mit Schulterpolstern und Gummistretchbund im Rock, blauweiß-gemustertem Tuch und leider ohne Hose für die Damen im Winter – fügte uns zusammen als ein Team, machte uns für Gäste leicht identifizierbar und bewahrte uns auf herrlich unkomplizierte Weise vor der lästigen Frage: „Was trage ich heute?“ Und das alles auf Firmenkosten, lediglich waschen und bügeln musste man die Robe selbst.

Ist das nicht herrlich? Egal wann der Wecker klingelt, ob morgens um 3 Uhr oder Abends um 20 Uhr – die müßigen Diskussionen mit dem Kleiderschrank bleiben mir erspart, zumindest was den dienstlichen Teil meiner Arbeit angeht. Geht ein Teil kaputt, wird es problemlos über die Kleiderkammer ausgetauscht und man kann sicher sein, dass das sich neue Kleidungsstück nahtlos in die vorhandene Sammlung einfügt, Stoff, Schnitt und Farbe … alles ist variantenreich auf Lager, um hunderte Mitarbeiter im gleichen Glanz der Öffentlichkeit präsentieren zu können.

Es gibt allerdings auch Tage, an denen ich meine Uniform verfluche. Etwa wenn ich mich in den Tropen bei 40 Grad und 100% Luftfeuchtigkeit in meine Nylons quälen muss oder mir schon der Schweiß den Rücken runter läuft, bevor ich das Flugzeug überhaupt erreicht habe. Umgekehrt ist es, wenn ich im Winter im zu kurzen Mäntelchen durch Eis und Schnee stiefele, mir Eiswind das kunstvolle Makeup mit frostigen Böen aus dem Gesicht pustet und ich in einem völlig unterkühlten Flugzeug – stand zur Wartungszwecken die ganze Nacht in der Halle – schlotternd die Gäste begrüßen darf. Für extreme Wetterverhältnisse sind diese Uniformen leider nicht gemacht. Schwierig wird es auch bei spontanen Gewichtszunahmen. Nein, damit meine ich keine Schwangerschaft, dann ist das Thema Uniform sowieso erst mal auf Eis gelegt. Ich denke da eher so an die Wohlfühlpfunde über Weihnachten oder im Urlaub nach drei Wochen allinklusive und Sportabstinenz. Wohl dem, der seinen Fliegerfrack in mindestens zwei Größen im Schrank hängen hat.

Inzwischen arbeite ich bei einer Airline, die auch einen Hut anbietet – endlich da angekommen, wo ich vor 24 Jahren hin wollte. Und ich finde, er sieht schick aus – findest Du nicht?

Mit herzlichen Grüßen,
Jenny Jetstream