Flug MH 17

Autorin: Kathrin
18.07.2014

Es ist an der Zeit, über einen neuen Kolumnentext für airliners.de nachzudenken, der nächste Termin ist nicht mehr weit. Leider muss ich zugeben, dass es mir diesmal sehr schwerfällt, etwas zu schreiben. Nun, ich könnte ja stattdessen einen der Texte nehmen, die ich schon vorbereitet habe und die auf „Halde“ liegen, aber irgendwie kommt mir eine humorige Kommentierung des Schaltens und Waltens in meinem fliegenden Büro gerade sehr deplatziert vor angesichts des Dramas um den Flug MH 17.

Was für eine Katastrophe – unschuldige Menschen, die einfach so aus dem Leben gerissen werden. Das Mysterium um MH 370 ist noch immer nicht gelöst und nun ein zweiter Schicksalsschlag für die gebeutelte Malaysia- Airlines. Mein tiefes Mitgefühl gilt den Hinterbliebenen von Crew und Passagieren. Auch wenn sie nicht in der Ungewissheit leben müssen, was mit dem Flugzeug passiert ist, so quält auch sie die Frage nach dem warum. Warum wird eine Passagiermaschine aus dem Himmel geholt? Die Politiker schieben sich die Schuld gegenseitig in die Schuhe, es wird sicher ewig dauern, bis wir eine Antwort bekommen und ob sie befriedigend und ehrlich sein wird, ist dann immer noch fraglich.

Neben vielen betroffenen, entsetzten und fassungslosen Kommentaren von meinen Fliegerkollegen und Freunden habe ich im Internet auf einer Socialnetwork Plattform diesen Spruch gefunden:

People were created to be loved,
things were created to be used,
the reason why the world is in chaos,
is because things are being loved
and people are being used.

(Dinge sind gemacht worden, um benutzt zu werden und Menschen sind gemacht worden, damit man sie liebt. Der Grund, warum die Welt im Chaos liegt, ist , weil Dinge geliebt und Menschen benutzt werden.)

Klingt vielleicht kitschig, trifft aber für mich den Kern. Ich finde es unfassbar, zu welchen Mitteln Menschen greifen, um was auch immer durchzusetzen. Kann man tatsächlich aus Versehen ein Flugzeug abschießen? Hängen die beiden Unglücke wirklich zusammen oder ist es Zufall? Hätte es nicht auch mein Flugzeug treffen können, auf meiner letzten Reise in den Osten? Wie müssen sich die Angestellten von Malaysian wohl fühlen, wenn sie ihren nächsten Flugdienst antreten?

Jetzt ist der Lufttraum über der Ukraine geschlossen. Leider zu spät. Was mich in diesen Tagen auch bewegt: Hätte man dieses Unglück nicht verhindern können, indem man einfach nicht mehr über die Krisengebiete dieses Erdballes fliegt? Ein paar Tonnen Kerosin mehr einpacken und einen Umweg fliegen? Fällt das nicht in die Fürsorgepflicht der Airlines, alle möglichen Risiken auszuschließen? So viele Fragen.

„The show must go on“, das ist klar. Ich habe mit Flugangst relativ wenig am Hut, weil ich weiß, wie sicher das Fliegen ist. Ich weiß, dass unsere Flugzeuge topp gewartet und unsere Piloten Profis sind, auf meine Kollegen aus der Kabine kann ich mich jederzeit zu 100 % verlassen. Was hilft mir all das, wenn zivile Flugzeuge es mit Raketen aufnehmen müssen?

Reinhard Mey hat sich offenbar geirrt. Über den Wolken ist die Freiheit nicht mehr grenzenlos. Selbst in 10 000 Metern Höhe ist man nicht frei. Das macht mich gerade sehr traurig.