How to survive

Autorin: Kathrin
19.02.2013

Auf meinem letzten Flug nach Los Angeles war es wieder soweit. Die letzte Flugzeugtür ist geschlossen worden, ready for take off. Vorbei war der Stress und die Hektik, die noch fehlenden Passagiere vom Zubringer-Flug aus München befanden sich endlich an Bord, der nicht aufzufindende Koffer des No-Shows wurde in Cargo 3 entdeckt und unser Slot sah trotz notwendiger Enteisung noch gut aus. Unsere Jungs ließen sportiv die Triebwerke an, nachdem der Pusher den Flieger mit der Nase in den Wind gedreht hatte und ich brauchte nur noch die nette Passagieransage zum Start an das Volk zu bringen.

„Meine Damen und Herren, herzlich willkommen an Bord …“

Rechts vor mir saßen zwei Geschäftsleute, die sich über die neueste Entwicklung ihrer bevorzugten Aktien ausließen, links von mir wohnte ein älteres Ehepaar, welches lautstark über die Vor- und Nachteile dieser elektrisch verstellbaren Sitze diskutierte. In Reihe 2 krähte ein Verdurstender nach einem Glas Wasser – Champagner wäre auch okay – und in Reihe drei wurde ohrenbetäubend telefoniert, der Gestik nach zu urteilen mit Italien. Ich verstand bei meiner Ansage das eigene Wort nicht mehr, suchte mir in meiner Not einen Fixpunkt – den Gardinenstopper am Vorhang der L2 Tür – und versuchte so fehlerfrei durch meinen Text zu kommen.

Am liebsten hätte ich mit dem Fuß aufgestampft und gerufen: „Können Sie nicht einen Augenblick mal den Mund halten? Ja, ich weiß, dass Sie alle Vielflieger und Ihnen die Sicherheitshinweise lästig sind, und ich weiß auch , dass die Bedienung des Sitzes, das Glas Wasser und die Aktienkurse der Gummi-Enten LTD im Moment das wichtigste überhaupt sind, aber – Herrschaften – können Sie mir nicht kurz Respekt erbieten, in dem Sie einmal nichts sagen? Und vielleicht sogar zuhören? Natürlich wünsche ich keinem von uns, jemals in eine Notlage zu kommen. Aber es ist wissenschaftlich erwiesen, dass diejenigen einen Flugzeug-Crash überleben, die vor dem Start hingehört haben! Wo ist der nächste Notausgang? Er könnte auch hinter Ihnen sein. Wie ging das noch mal mit der Sauerstoffmaske – erst ziehen oder erst aufsetzen? Im Notfall hat man für diese Entscheidung nur Sekunden.

Danke fürs Zuhören – ich werde mich gleich knapp 11 Stunden um Sie kümmern, bis wir sicher in LAX gelandet sind. Meine Ansage dauert inklusive „Safety-Video“ 5 Minuten. Und das ist nur für Sie – wir sind für diese Notfälle geschult. Und sollte doch etwas dazwischen kommen, unplanmäßig – dann kennen Sie sich ja aus und können denen helfen, die Zeitung gelesen haben. 😉