Schneechaos

Autorin: Kathrin
26.02.2013

Vor gut drei Wochen hatte ich Check-In 7.50 h für Miami. Da ich nicht gerade Airport nah wohne, bin ich um 5.50 h schon unterwegs gewesen. Keine zehn Minuten später klingelte das Handy – Crewkontakt: „Der Flieger ist beim nächtlichen Check leider nicht fertig geworden, Sie haben vorerst Standby.“ Juhu – weiterfahren oder zurück? Ich entschied mich fürs weiterfahren. Der Stau im Ruhrpott konnte tückisch sein, gerade zum Berufsverkehr. Etwa fünfzehn Minuten später bekam ich neue Info: „Der Flieger wird gegen 8.30 h fertig. Check-In ist dann 9 h lokal“. Na denn mal ran. Auf einmal fing es an zu schneien, Schneeflocken so groß wie Golfbälle, innerhalb kürzester Zeit lagen bis zu zwanzig Zentimeter Schnee! Die Straßen waren auf einmal spiegelglatt, Autos rutschten in den Graben, LKWs stellten sich quer, bekamen die Auf- und Abfahrten der Autobahnen nicht mehr in den Griff und legten den Verkehr komplett lahm. In ganz NRW gab es um 9 Uhr Morges 650 Kilometer Stau! Der Flugverkehr in Köln und Düsseldorf sei aber nicht betroffen, tönte es fröhlich aus dem Radio, auch die Deutsche Bahn sei pünktlich unterwegs. Der Crewkontakt erreichte mich Minuten später, irgendwo auf einer Stadtstraße bei Bochum, immer noch vierzig Kilometer von Düsseldorf entfernt: „Der Flieger ist jetzt in Ordnung – aber der Flughafen bis auf weiteres gesperrt. Neuer Check In 10.30 h. Schaffen Sie es bis dahin?“ Meinen Kolleginnen und Kollegen erging es offenbar auch nicht anders. An diesem Punkt wäre ich am liebsten nach Hause gefahren …

Endlich am Airport – nach vier Stunden Fahrtzeit für 100 Kilometer! – hörte das Schneetreiben so langsam auf. Nass und durchgefroren erreichte ich den Crewraum. Gut, dass unsere Maschine wenigstens warm und trocken in der Wartungshalle gestanden hatte, so konnten wir uns das lästige Enteisen sparen. Leider waren aber drei unserer Zubringerflüge wegen des gesperrten Flughafens nach Münster ausgewichen – auf die wir nun warten mussten. Take-off war schließlich um 12 Uhr lokal – dies würde ein langer Tag werden.

Die meisten Gäste nahmen die Verspätung gelassen auf. Sie waren einfach froh, dem Schnee und dem damit verbundenem Chaos endlich entkommen zu sein. In der Businessklasse flippte ein Gast aus dem Stand aus, weil er nicht mehr die Scampis als Auswahlessen bekam, ein weiterer fluchte über die bockige Sitzverstellung, sonst gab es nichts zu beklagen. Fünf Stunden vor der Landung in Florida erhielt ich vom Cockpit eine gefühlt ein Meter lange Liste mit den Umbuchungen der Gäste, die Anschlussflüge nach Hawaii, Los Angeles, San Franzisco, St. Georges, Curacao usw. hatten und so wanderte ich durch den Flieger, um alle bezüglich ihrer neuen Abflugzeiten oder den bevorstehenden Hotelübernachtungen zu informieren.

Um 22.30h landeten wir in Miami – Ortszeit 16.30 h. Endlich! Bis wir im Hotel waren, ging die Sonne schon unter. Schade, ich hätte gerne noch ein bisschen am Strand gesessen. Am nächsten Mittag sollte es für uns schon wieder nach Hause gehen – Langstrecken- Quickies waren echt nicht zum Erholen. Ob der Flieger aus Deutschland auch pünktlich kommen würde? Oder würden wieder ein paar freche Schneeflocken alles lahm legen? Winter und Fliegerei – das passte irgendwie nicht zusammen. Was freue ich mich auf den Frühling!